„DenkMal grün“in Nürnberg

ORTSTERMIN

Im Rahmen ihrer „Denkmaltour 2020 – DenkMal grün“ hat Verena Osgyan, MdL, ihre Landtagskollegin Dr. Sabine Weigand, MdL, nach Nürnberg eingeladen. Sie ist in der Fraktion zuständig für alle Belange des Denkmalschutzes, ist Mitglied im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst sowie im Landesdenkmalrat. Die Tour führte zunächst in den Stadtteil Maxfeld, um mit Nikolaus Bencker von der Unteren Denkmalschutzbehörde Nürnberg über die Kunst am Bau der Nachkriegszeit zu sprechen. Danach führte Karl-Heinz Enderle, 1. Vorsitzende der Altstadtfreunde Nürnberg e.V., in das mittelalterliche Pilatushaus am Tiergärtnertorplatz.

Kunst am Bau
Unsere erste Station war dem Thema „Kunst am Bau der Nachkriegszeit“ gewidmet. Für öffentliche Gebäude galt die Regelung, dass 1 – 2 % der Bausumme für Kunst ausgegeben werden mussten. Einerseits sicherte das den Kunstschaffenden ein Einkommen in einer Zeit, andererseits wurden dabei zeitgenössische Werke geschaffen, die die Architektur dieser Zeit prägten.

Beispielhaft dafür ist das ehemalige Betriebsgebäude des Straßenbahndepots Maxfeld, auf dessen Fassade ein Sgraffito angebracht ist. Sgrafitti sind in Putz gekratzte Wandkunstwerke, die in Nürnberg an vielen Schulgebäuden und in den großen Wohnbausiedlungen aus den 50er und 60er Jahren zu finden sind.

Nikolaus Bencker von der Unteren Denkmalschutzbehörde Nürnberg stellte bei dem Ortstermin das Sgraffito aus dem Jahr 1957 vor. Es zeigt einen Nürnberger Straßenbahnschaffner in seiner damals üblichen Dienstkleidung, der eine Kasse mit Sortiermöglichkeit für die Münzen hält. Er zieht an einem mit einer Glocke verbundenen Seil, um die Abfahrt des Wagens zu signalisieren. Um ihn herum ziehen sich schwarze, rote und weißen Linien, die die Streckenführung von Thon zum Südfriedhof und das Nürnberg Straßenbahnnetz nachahmen.

Oft werden diese Werke als Kitsch bezeichnet,“ meint Nikolaus Bencker „stammen sie doch aus einer Zeit, in der sich die deutsche Gesellschaft neu orientieren musste. Dennoch ist diese Art von Kunst ein wichtiges Zeitzeugnis und wert, erhalten zu werden. Leider ist durch Renovierungen, Umbauten und Fassadendämmung bereits viel verloren gegangen und geht immer noch verloren, denn diese Objekte genießen noch keinen Schutz. Deshalb wird zurzeit eine Bestandsaufnahme mit Dokumentation, Beschreibung und Bewertung im Stadtgebiet von Nürnberg durchgeführt.“

Das mittelalterliche Pilatushaus

Am Nachmittag führte Karl-Heinz Enderle, 1. Vorsitzende der Altstadtfreunde Nürnberg e.V., durch das seit 2011 leerstehende Pilatushaus. Das Pilatushaus oder „Haus zum geharnischten Mann“ am Tiergärtnertorplatz wurde 1489 erbaut. Es zählt zu den wichtigsten Baudenkmälern der Nürnberger Altstadt, da es eines der wenigen erhaltenen Bürgerhäuser der Spätgotik ist. Die Eckfigur zwischen dem Erdgeschoss aus Sandstein und dem Obergeschoss aus Fachwerk zeigt den Heiligen Georg als Drachentöter, den Heiligen der Ritter und Harnischmacher. Das Wappen über dem ehemaligen Eingangstor zeugt von einem prominenten Bewohner des Hauses: Freiherr Hans Philipp Werner von und zu Aufseß. Der Gründer des Germanischen Nationalmuseums bewohnte das Pilatushaus von 1852 bis 1857.

Seit Ende 2011 steht das historische Gebäude leer, da es stark einsturzgefährdet ist. Der Fürther Architekt Hermann Keim hat in Absprache mit der Stadt Nürnberg und den Altstadtfreunden die Sanierungskosten für das Gebäude kalkuliert: 3,8 Millionen Euro.

Der  Verein der Altstadtfreunde, der bereits 20 historische Objekte gekauft und saniert hat, würden das Haus gern von der Stadt erwerben, die Sanierung vorantreiben und das Gebäude wieder zugänglich machen.  Geplant ist eine Gastronomie im Erdgeschoss und ersten Stock. Darüber soll auf drei Etagen bezahlbarer Wohnraum entstehen. Die zwei obersten Dachbodenräume wollen die Altstadtfreunde selbst nutzen – der Öffentlichkeit soll dieser Bereich dann bei Führungen zugänglich gemacht werden.

„Ich freue mich, dass die Altstadtfreunde nach dem jahrelangen Leerstand des Pilatushauses nun die Aussicht haben, das Heft in die Hand zu nehmen. Dass der Verein sein Metier beherrscht, konnte er schon an vielen Nürnberger Objekten beweisen und ich bin sicher, dass sie auch dieses herausragende Haus wieder zum Leben erwecken könnten“ meint Verena Osgyan.