VERÖFFENTLICHUNG
Verena Osgyans Statement zum Thema „Kleine Doktorgrade“ in der Bayerischen Staatszeitung
Aufgrund der spektakulären Plagiatsaffären der letzten Jahre wurde wiederholt über die Qualität des Promotionsverfahrens diskutiert. Zuletzt sorgte der Fall des CSU-Generalsekretärs Andreas Scheuer für Aufsehen, der in Prag mit einer im Nachhinein stark umstrittenen Arbeit ein sogenanntes „kleines Doktorat“ erworben hatte. Obwohl dieser Titel weder an tschechischen noch an deutschen Hochschulen der Qualifikationsstufe einer Promotion entspricht, führte Scheuer daraufhin – nicht nur auf Wahlplakaten – den Doktorgrad.
Dass dies lediglich in Bayern und Berlin möglich ist, zeigt schon, dass es hierbei weniger um den Nachweis akademischer Leistungen geht, als um die Zurschaustellung persönlicher Eitelkeiten. Das gilt es künftig durch klare Regelungen zu verhindern.
Wir dürfen das Ansehen, das die Promotion an deutschen Unis genießt, nicht durch die Gleichsetzung mit „Schmalspurtiteln“ aufs Spiel setzen.
Schummeldissertationen stellen aber eine noch weitaus größere Gefahr für das Ansehen der akademischen Leistungen dar. Wir müssen deshalb allen Versuchen entgegentreten, Plagiate und Täuschungsversuche in der Wissenschaft zu bagatellisieren. Auch wenn es sie schon immer gegeben hat und sie nun durch die besseren Vergleichsmöglichkeiten gehäuft offenbar werden: Wissenschaftlicher Betrug und Diebstahl geistigen Eigentums sind keine Petitessen – auch wenn das die beschwichtigenden Reaktionen der Betroffenen oft zu suggerieren versuchen.
Um die Beschädigung des Ansehens der Wissenschaft, die mit jedem Betrugsfall einhergeht, künftig zu verhindern, braucht es effektivere Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Dazu zählen für uns einheitliche Qualitätsstandards, eindeutige und transparente Betreuungsvereinbarungen zwischen dem Promovierenden und dem Betreuer, fachspezifische Obergrenzen für Betreuungsverhältnisse und der Einbezug von externen Hochschullehrern in die Begutachtung. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass Promotionen in Zukunft wieder verstärkt deshalb die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen, weil sie – wie übrigens schon jetzt die große Mehrheit der Dokotranden – vor allem einem Ziel dienen: der wissenschaftlichen Erkenntnis.