Schätze aus Müll – die Kreislaufwirtschaft der Zukunft

STADTVERFÜHRUNGEN

Vom 20. bis 22. September 2024 stand Nürnberg wieder ganz im Zeichen der „Stadtverführungen“– geführten Touren zu versteckten Schätzen in der Stadt. In diesem Jahr hat Verena Osgyan in ihrer Führung „Schätze aus Müll – die Kreislaufwirtschaft der Zukunft“ vorgestellt. Zusammen mit mit Wanda Leuthe vom  „Gentle Machine“, dem Concept Store für faire und second hand Kleidung, Angelique Tumerer vom Faserrecycling Startup „Turns“ und Leonie Guerrero vom Umweltreferat der Stadt Nürnberg zeigten sie anhand sechs Stationen in der Nürnberger Altstadt, welche Innovationen Ansätze es im Bereich Textilien, in der Forschung, beim Bauen und für beim Recycling von Verpackungsabfällen gibt.

Auf der ersten Station, bei Gentle Machine am Königstor wurde gezeigt, wie junge Unternehmerinnen Fast Fashion „den Schonwaschgang verpassen“ indem sie nicht nur coole Vintage- und faire Neuware zum Verkauf anbieten, sondern auch ein Angebot schaffen zum Kleidung tauschen und reparieren.

Am Institut für Nachhaltigkeit wurde die Definition von Nachhaltigkeit und ihre große Bedeutung für den verantwortungsvollen Umgang mit unseren wertvollen Rohstoffen behandelt. Wenn der Stoffkreislauf wie in der Natur organisiert wäre, würde er nach dem Cradle-to-Cradle-Konzept ablaufen und es gäbe viele Probleme weniger.

Vor dem ehemaligen Kaufhof-Gebäude ging es exemplarisch um den Erhalt von altem Gebäudebestand. Da die Baubranche für ca. 40 % der CO2-Emissionen verantwortlich ist, ist es besonders wichtig, der Sanierung immer den Vorzug vor Abriss und Neubau zu geben.

In der Einkaufsmeile zwischen Karstadt und Breuninger konzentrierte sich die Führung auf das Themenfeld des Altkleiderrecyclings. Angelique Tumerer stellte hier ihre innovative Methode für das Faser-Recycling vor, bei der aus alten Textilien neue Garne hergestellt werden. An der Wertstoffinsel in der Adlerstraße konnte Verena Osgyan einen Überblick über die Recyclingbilanz für einzelne Verpackungsarten geben. Die sinkende Recyclingquote für Glas könnte zum Beispiel durch ein Mehrwegsystem für Weinflaschen verbessert werden. Ein Problem für die Entsorgungsunternehmen stellen derzeit die in vielen Verbrauchsgütern verbauten Lithium-Ionen-Akkus dar, die oftmals fälschlich im Restmüll oder in den Gelben Tonnen landen und für Brände in den Sortieranlagen sorgen. Vor dem Rathaus ging es dann um die Situation in Nürnberg und die fünf Handlungsfelder für Kreislaufwirtschaft, die die Stadtverwaltung künftig Priorität angehen will.

Das Interesse an der Führung war hoch, aber der Druck zur Veränderung ist ja auch gewaltig. Neben der Motivation der Endverbraucher und der Unterstützung innovativer Startups braucht es aber weiterhin geeignete politische Rahmenbedingungen, um die notwendigen Schritte von der Abfall- zur Kreislaufwirtschaft zu gehen.