Nürnberger Frauenball zum Weltfrauentag

GRUSSWORT

Die Erfolgsgeschichte des Nürnberger Frauenballs geht weiter: Am 8.3.14 wurde der Frauenball im Uhrenhaus in Nürnberg (Gelände der N-Ergie) zum 10. Mal zelebriert. Angesprochen wurden tanzbegeisterte Frauen aller Altergruppen die Lust auf glamouröse Abendgarderobe, abwechslungsreiche und schwungvolle Standardtanzmusik sowie auf einen unterhaltsamen Abend in einem stimmungsvollen Ambiente hatten. Bei F wie Foxtrott über S wie Salsa bis W wie Walzer konnten die Tänzerinnen lustvoll durch den Saal schweben. Verena Osgyan durfte zu ihrer großen Freude dieses Jahr erstmals als Schirmherrin den Frauenball begleiten.

Ihr Grußwort dazu im Wortlaut:

Liebe Tänzerinnen, liebe Frauen,

Auch von mir noch einmal herzlich willkommen zum zehnten Nürnberger Frauenball, ein kleines großes Jubiläum und ein Ereignis, das seinesgleichen seit Jahren sucht. Hier haben wir Frauen die Gelegenheit, ganz unbefangen aus der Reihe zu tanzen, gemeinsam Spaß an der Musik zu haben und führen oder geführt werden wie es uns gefällt.

Es ist mir wahrlich eine große Ehre, heute als Schirmherrin hier sein zu dürfen!

Grußworte gehören ja nicht unbedingt immer zu den schönsten Momenten einer Abgeordneten, aber über dieses habe ich mich schon sehr gefreut. Als Gleichstellungspolitische Sprecherin das Grußwort beim Frauenball zum Weltfrauentag, das ist grußworttechnisch quasi ein 6er im Lotto.

Frau mag vom guten alten Marx ja was sie will, aber er hat ein sehr schönes Zitat geprägt: „Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen bringen, dass man ihnen ihre eigene Melodie vorspielt.“ Und die Verhältnisse zum Tanzen gebracht, das haben in den letzten hundert Jahren vor allem wir Frauen. Wir haben viel erreicht, es gibt in Deutschland eine Kanzlerin und eine Verteidigungsministerin und zumindest hier wenden sich nur noch die allerdumpfesten Reaktionäre dagegen, wenn zwei Frauen sich lieben und miteinander glücklich sind. Das alles ist ein Grund um uns zu feiern, und tanzen ist ja bekanntlich die schönste Form der sozialen Bewegung.

Blicken wir zurück in die Historie des Frauentags, so erkennen wir aber sehr schnell, dass viele Forderungen von damals nichts an Aktualität verloren haben.

Der internationale Frauentag blickt auf eine lange Tradition zurück. Er entstand im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen.

Initiiert durch Clara Zetkin (1857-1933) fand er erst mal am 19. März 1911 unter großer Beteiligung statt. Zentrale Forderungen waren damals 1911:

  • Kampf gegen den imperialistischen Krieg
  • Wahl- und Stimmrecht für Frauen
  • Arbeitsschutzgesetze
  • ausreichender Mutter- und Kinderschutz
  • der Achtstundentag
  • gleicher Lohn bei gleicher Arbeitsleistung
  • Festsetzung von Mindestlöhnen

1932 wurde der Frauentag von den Nationalsozialisten verboten und – naja – durch den Muttertag ersetzt.

Erst in den späten 60ern wurde der Frauentag von der damals neuen, autonomen Frauenbewegung wiederbelebt.

Der 8. März ist inzwischen zu einer wichtigen Plattform der Frauenbewegung geworden. Themen wie die Rechte von Ausländerinnen, die Diskriminierung von nichtheterosexuellen Lebensweisen, Gewalt gegen Frauen und die rechtliche Absicherung von Frauen sind im Gespräch.

Wir Frauen sind heute eigenständige, selbstbewusste Persönlichkeiten und trotzdem gibt es nach wie vor strukturelle Defizite, die es anzugehen heißt, so z. B. im beruflichen Fortkommen, beim Einkommen, bei der Verteilung von einflussreicheren Positionen.

Diese vielfach oft subtilen Diskriminierungen gilt es zu bekämpfen. Die von Männern verursachte Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Situation der Frauen zusätzlich verschärft. In Krisenzeiten sind gerade sie von Arbeitslosigkeit, Mehrbelastungen im Berufs- und Familienleben und Einkommensverlusten betroffen.

Wo stehen wir heute?

  • Das durchschnittliche Gehalt der Frauen in der Bundesrepublik liegt 22 % unter dem der Männer.
  • Zwei Drittel der Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor sind weiblich.
  • 42 % der Alleinerziehenden sind auf Hartz IV angewiesen.
  • Besonders gering sind die Aufstiegschancen der Frauen in der Wirtschaft. In den Chefetagen der 100 größten deutschen Unternehmen sind nur 4,4% Frauen, in den Chefredaktionen der Medienhäuser gar nur 2%.
  • Etwa 15 % der Frauen sind von Altersarmut gefährdet.
  • 30 % der Frauen in Europa werden mindestens einmal im Leben Opfer von physischer  oder sexueller Gewalt
  • Und in vielen Ländern der Welt leiden Männer wie Frauen auch im ach so modernen 21. Jahrhundert immer noch unter Anti-Homosexuellen-Gesetzen wie in Russland oder ganz besonders schlimm derzeit in Uganda. Wir müssen uns derzeit dort große Sorgen machen um unsere Nürnberger Menschenrechts-Preisträgerin Kasha Jaqueline Nabagesera, die dort weiterhin mutig die Rechte der LSBTI vertritt. Der Erlös der heutigen Spenden geht daher an FARUG – Freedom and Roam Uganda.

Mir ist bewusst, dass dies nur einige, wenige Beispiele einer Vielzahl an frauenspezifischen Problemen sind, die ich hier angesprochen habe.

Wir Frauen müssen unsere Wertigkeit wieder zu schätzen wissen und diese auch einsetzen.

Hartnäckigkeit, Durchsetzungsvermögen und gegenseitige Solidarität sind Eigenschaften, die Frauen in der Geschichte ihres Wirkens immer wieder bewiesen haben.

Daran sollten wir anknüpfen.

Nicht, dass dies jetzt die Aufforderung zu einer weiteren Polonaise wäre, aber doch die Aufforderung zum Tanzen, zum Aufmucken, zum Feiern.

Denn deshalb sind wir heute da! Zum gemeinsamen Feiern – mal nur unter uns, zum Tanzen ohne Männer aber bis in die Puppen!

Und zum Schluss möchte ich mich bei dem tollen Organisationsteam, bei dir, liebe Alieb Buchmann für die Einladung und allen SponsorInnen und Mitwirkenden für euren unermüdlichen Einsatz ganz herzlich bedanken!

 

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