Rückkehrrecht in Vollzeit dringend nötig

STANDPUNKT

Soll es in Unternehmen ein Recht auf Teilzeit mit anschließender Rückkehr zur Vollzeit für Eltern geben? – Die Frage der Woche in der Bayerischen Staatszeitung vom 06.03.2014

Pro: Verena Osgyan, stv. Fraktionsvorsitzende und Frauen- und gleichstellungspolitische Sprecherin Bündnis 90/ Die Grünen im Bayerischen Landtag

Ja, denn die Regierung muss endlich auf die geänderten gesellschaftlichen Realitäten reagieren. Will man Familien stärken, kommt einer flexiblen Gestaltung der Arbeitszeitmodelle eine zentrale Schlüsselrolle zu.

Wenn ein oder beide Elternteile – meist sind es aktuell die Frauen – beruflich kürzer treten, entpuppt sich der Teilzeitjob, der in bestimmten Lebensphasen sinnvoll ist, aber oft als Falle, wenn im Anschluss keine Rückkehr in Vollzeit erfolgen kann oder Führungspositionen nicht in Teilzeit angeboten werden. Was zu Anfang einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf dient, wirkt sich langfristig negativ auf die Erwerbsbiographien vieler Frauen aus. Frauen verdienen in Bayern im Schnitt 25% weniger als Männer im gleichen Alter, bei der Rente hat sich diese Lücke dann auf 50% aufsummiert. Das hat zur Folge, dass für die meisten Frauen nach wie vor keine ausreichende eigenständige Existenzsicherung im Alter besteht – nach Einführung des neuen Scheidungsrecht ist diese allerdings notwendiger denn je.

Derzeit arbeitet fast die Hälfte der weiblichen Erwerbstätigen in Deutschland Teilzeit. Viele von ihnen würden Umfragen zufolge lieber länger arbeiten. Das geltende Recht sieht aber derzeit nur eine Richtung vor, nämlich die Reduzierung der Arbeitszeit. Fakt ist, aber, dass es bislang keinen Rechtsanspruch auf eine Rückkehr in Vollzeit gibt. Die vorhandenen Bestimmungen sind windelweich und bieten keinerlei Handhabe. Deshalb plädieren Bündnis 90/ Die Grünen schon lange dafür, auch die Aufstockung der Arbeitszeiten gesetzlich zu regeln.

Ein erster Schritt könnte hier ein Rückkehrrecht in Form einer „befristeten Teilzeit“ sein. Schlussendlich profitieren alle davon, Kinder, Eltern und auch die Unternehmen, da diese vor dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel ja dauerhaft daran interessiert sein müssen, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihren Betrieb zu gewinnen und auch zu halten.

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