vollständige rechtliche Gleichstellung von HAWs mit Universitäten überfällig

STANDPUNKT

Volles Promotionsrecht für Fachhochschulen? – Die Frage der Woche in der Bayerischen Staatszeitung vom 06.12.2013

Pro: Verena Osgyan, stv. Fraktionsvorsitzende und hochschulpolitische Sprecherin Bündnis 90/ Die Grünen im Bayerischen Landtag

Wir fordern seit Jahren die vollständige rechtliche Gleichstellung der Hochschulen für angewandte Wissenschaft (HAW) mit den Universitäten – dazu gehört auch das Promotionsrecht. Schon in den 80er Jahren haben die HAWs, damals noch Fachhochschulen, kontinuierlich in die Forschung investiert. In vielen Bereichen wurden und werden dort beachtliche Erfolge erzielt, so zum Beispiel in den Fachrichtungen Automatisierungstechnik, Mikro- und Nanotechnologie, Umwelttechnik u.v.m. Diese exzellenten Leistungen sollten mit der Verleihung des Promotionsrechts zumindest in forschungsstarken Bereichen der HAWs gewürdigt werden.

Hinzu kommt, dass im Kontext der Bologna-Reform die Master-Abschlüsse an den Fachhochschulen und an den Universitäten zu gleichrangigen Qualifikationen geworden sind. Es gibt keinen Grund, den HAWs, die qualifizierte Studierende ausbilden, das Promotionsrecht weiterhin vorzuenthalten. Es kann und darf auch nicht sein, dass promotionswillige und –fähige HAW-Absolvierende von möglichen Hürden des Kooperationsmodells abgeschreckt oder wegen (angeblich) mangelnder Kapazitäten an den Universitäten abgelehnt werden.

Denn es ist nicht ausschlaggebend, wo geforscht wird, und ob es sich um angewandte oder Grundlagenforschung handelt. Die Qualität der Forschung ist es, die zählt. Wir plädieren in einem ersten Schritt dafür, forschungsstarken HAW-Fakultäten zu ermöglichen, ihre Studierenden zukünftig genauso qualifizieren zu können, wie dies an Universitäten möglich ist. Die Forschungsstärke könnte dabei beispielsweise an den eingeworbenen Drittmitteln und an der Zahl der Veröffentlichungen gemessen werden.

Das aktuelle Verfahren der kooperativen Promotionen widerspricht dem Geist von  Bologna und geht im Sinne einer starken Forschung und Lehre nicht weit genug. Es ist an der Zeit, die HAWs und ihre Absolvierenden aus ihrem Status als „Bittsteller“ zu lösen und ihnen, den Universitäten gleich, das Heft des Handelns in die Hand zu geben.

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