PRESSEMITTEILUNG
Obwohl Frauen bei den Lehrerinnen und Lehrern in Bayern die große Mehrheit stellen, schneiden sie bei dienstlichen Beurteilungen im Schnitt deutlich schlechter ab als ihre männlichen Kollegen – insbesondere wenn sie Teilzeit arbeiten.
Das kann aber nicht sein – moniert Verena Osgyan, frauenpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen. Zusammen mit ihrem Kollegen Thomas Gehring fordert sie daher, das System der Beurteilungen auf den Prüfstand zu stellen und im Landtag zu berichten, wie es zu dieser Schieflage kommen konnte.
Frauen und Teilzeitlehrkräfte erhalten in allen bayerischen Schultypen deutlich schlechtere Dienstliche Beurteilungen als Männer und Vollzeitkräfte. Das wird aus der Antwort des CSU-Kulturministeriums auf eine Anfrage des bildungspolitischen Sprechers der Landtags-Grünen, Thomas Gehring, deutlich. Gegenüber einer vorausgegangenen Anfrage aus dem Jahr 2011 hat sich das Bewertungsbild bei Frauen sogar noch ein wenig verschlechtert.
„Die Vorstellung, dass Frauen generell schlechtere Lehrkräfte als Männer sein sollen, ist absurd“, ärgert sich Thomas Gehring. Er spricht deshalb von einem „offensichtlichen Konstruktionsfehler des Beurteilungssystems“. Die Benachteiligung der Frauen bei der Prädikatseinstufung hat im Gymnasium unmittelbare Auswirkungen auf die Beförderungsperspektive und in allen Schultypen auf die Karrierechancen.
Verena Osgyan, frauenpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, fordert deshalb, die Dienstlichen Beurteilungen bei der Entscheidung über Schulleitungs-Berufungen nicht zu berücksichtigen. „Wenn Frauen durch dieses System derart eklatant benachteiligt werden – etwa weil sie zu Karrierebeginn in Teilzeit arbeiteten – darf das nicht Entscheidungsgrundlage sein“, so Verena Osgyan. Stattdessen müsse für die Besetzung von Schulleitungen ein Diversity-Programm aufgelegt werden.
Auch aus fachlicher Sicht hält Thomas Gehring die Dienstliche Beurteilung für kein geeignetes Kriterium bei der Besetzung von Leitungspositionen: „Gute Lehrer können, müssen aber nicht geeignet sein für Führungsaufgaben. Hier spielen andere Fähigkeiten eine Rolle, weshalb eine modulare Zusatzausbildung auf dem Weg zur Schulleitung sinnvoller wäre.“ Mit einem Berichtsantrag wollen die Landtags-Grünen das CSU- Kultusministerium nun zur detaillierten Auskunft über Hintergründe des Bewertungs-Ungleichgewichts auffordern. „Es ist zu vermuten, dass gewisse Bewertungsquoten erfüllt werden sollen – und Frauen oder Teilzeitkräften generell kein Karriereinteresse unterstellt wird“, mutmaßt Verena Osgyan. „Da es sich aber nur um – eventuell familiär bedingte – Momentsituationen handelt, wird so frühzeitig eine negative Weichenstellung getätigt. Das darf nicht sein.“
Die grüne Anfrage finden Sie hier