FRAUEN.MACHT.MEDIEN.: Impulsvortrag zur gleichnamigen Veranstaltung

REDEBEITRAG

Im Jahr 2013 hat sich aus frauenpolitischer Sicht in den Medien viel getan – die Schlagworte „Aufschrei“ und „ProQuote“ sind nur zwei Beispiele der politischen Debatte des letzten Jahres. Anlässlich des Weltfrauentages 2014 stellten sich Margarete Bause und Verena Osgyan am 26.02.2014 im Maximilianeum mit ihren Gästen die Frage, welche Macht Frauen heute in den Medien haben. Kommen sie überhaupt an die Hebel der Macht und auf die Chefinnensessel? Welchen Herausforderungen müssen sich Medienmacherinnen heute stellen, um zukünftig deutlich stärker zu Meinungsmacherinnen zu werden?

Verena Osgyan verdeutlichte dabei in ihrem politischen Input, wie wenig Frauen in den Chefetagen der Redaktionen zu finden seien und zeigte anhand der #aufschrei-Debatte, wie schnell die Verhältnisse zum Tanzen gebracht werden können.

Der Vortrag im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,

Frauen. Macht. Medien. ist der Titel unserer Veranstaltung zum Weltfrauentag, den wir heute im Vorgriff auf den 8. März schon etwas vorfeiern.

Frauen arbeiten seit langem schon als Medienmacherinnen in vielerlei Professionen.

Sei es in den klassischen Medien – Film, Rundfunk, Fernsehen – in den Zeitungsredaktionen, im Netz oder in neuen Ausdrucksformen wie hier beim Poetry Slam, für den wir gerade ein schönes Beispiel von unserer Performancekünstlerin Franziska Holzheimer erhalten haben.

Aber sind sie auch Meinungsmacherinnen? Inwieweit gelingt es Frauen, die mediale Deutungshoheit zu erlangen? Und wenn es hier noch hapert: was kann Politik bewirken, damit nicht weiterhin überwiegend ältere Männer die Lebenswirklichkeit von jungen Frauen interpretieren?

Die Debatte über sexistische Werbung, die Unterrepräsentanz von Frauen in den Führungsriegen der Redaktionen oder auch Klischees in Film und Fernsehen sind ja auch nichts Neues.

Seit mehr als 30 Jahren vergeben die ARD-ZDF Medienfrauen alljährlich die „Saure Gurke“ als Preis für besonders frauenfeindliche Fernsehbeiträge. 2013 hat es mit dem Tatort aus Erfurt wieder einmal ein Flaggschiff der gehobenen Unterhaltung getroffen.

Das zeigt: Es ist leider immer noch medialer Alltag, dass:

  • Frauen in Beiträgen nicht vorkommen
  • Frauen über ihren Körper definiert werden
  • den Zuschauerinnen und Zuschauern überidealisierende Rollenmodelle aufgedrängt werden.

Dennoch war das Jahr 2013 eine Zäsur und es hat sich einiges getan, das mich hoffnungsfroh stimmt:

Aufschrei, Tugendfuror, Hysterie, Quote, Sexismus, Eichhörnchen, „Pink stinks“, Herrenwitz und Flintenweiber…

Im letzten Jahr waren die Schlagzeilen voll von Begriffen, die sich mit dem Geschlechterverhältnis in der Medienwelt auseinandergesetzt haben.

Die Initiative ProQuote und der Aufschrei auf Twitter haben die Verhältnisse zum Tanzen gebracht. Sie werden sehen, das alles und noch viel mehr wird heute Abend Thema sein.

All jene, die Angst haben, dass wir am heutigen Abend die Zeit damit verbringen, die Herren der Schöpfung zu verteufeln und zu gewaltbereiten Sexisten erklären oder in stereotypes Gejammer zu verfallen, müssen wir enttäuschen. Wir werden unseren Blick gleichermaßen nach vorne richten, auf die Chancen.

Ich freue mich deshalb sehr, dass ich hier und heute im Bayerischen Landtag diese Veranstaltung zum Weltfrauentag mit einem politischen Input einläuten darf, denn mich beschäftigt das Thema „Frauen in den Medien“ nicht nur aufgrund der Aktualität der Debatte, sondern auch aus persönlichem Interesse.

Ich bin ja nicht nur gleichstellungspolitische Sprecherin sondern auch Sprecherin für Netzpolitik und war lange im Vorstand der Webgrrls – einem Netzwerk für Frauen in den neuen Medien. Und auch weil ich selbst lange als Redakteurin gearbeitet habe und unsere Fraktion jetzt im Rundfunkrat des BR vertrete, liegt mir das Thema naturgemäß sehr nahe.

Aus eigener, langjähriger Erfahrung kann ich nur sagen, Ja, es tut sich was, Frauen haben mehr Chancen in den Medien voranzukommen als je zuvor. Aber was sich tut, reicht lange noch nicht aus!

Zu meiner Zeit im BR war die Mehrheit der Frauen laut Gleichstellungsbericht in Gehaltsgruppe 7 eingruppiert, die Mehrheit der Männer in Gehaltsgruppe 14. Das entspricht einer Redaktionsassistentin bzw. einem leitenden Redakteur. Im Rundfunkrat des BR sind von 47 Mitgliedern nur 12 weiblich, das bedeutet magere 25% und unterbietet die eh schon dürre Frauenquote von 29% im Bayerischen Landtag noch einmal deutlich.

Einen kleinen Seitenhieb auf die politische Konkurrenz kann ich mir an der Stelle nicht verkneifen: Die CSU, die sich gerne damit brüstet im Kabinett nahezu genauso viele Ministerinnen wie Minister zu haben, schickt als Landtagsfraktion mal eben schmerzbefreit sieben Männer und keine einzige Frau in den Rundfunkrat. Ich frage mich: war hier wirklich keine zu finden?

Und auch auf Seite der Blattmacherinnen und Blattmacher sieht es noch nicht allzu rosig aus.

Es gibt sehr viele gut ausgebildete Journalistinnen, aber immer noch viel zu wenige in Spitzenpositionen. Das macht sich zwangsläufig bemerkbar, wenn es darum geht, welches Thema es ins Blatt oder auf den Bildschirm schafft, denn schreiben und recherchieren ist das eine, Themen setzen das andere.

Wir wissen: Nur zwei Prozent der Chefredakteurinnen und -Redakteure von etwa 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen sind Frauen, auch die deutschen Nachrichtenmagazine werden fast ausschließlich von Männern geleitet.

Das unterbietet sogar die schwache Frauenquote von 3,7% in den 30 DAX-Vorständen.

Bei den großen deutschen Tageszeitungen sticht lediglich die taz mit 50% positiv heraus, gefolgt von der Zeit mit immerhin 30%. Schlusslichter sind FAS mit 13% sowie die FAZ, und leider auch die hiesige SZ mit 9% Frauen in Führungspositionen.

Wir wissen aber auch, dass der Frauenanteil in den obersten drei Führungsebenen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mittlerweile schon bei knapp 30 % liegt.

Von neun Landesrundfunkanstalten werden mit Dagmar Reim und Karola Wille immerhin zwei von Intendantinnen geführt. Als ich seinerzeit anfing, gab es noch keine einzige.

Gezielte Maßnahmen zur Frauenförderung wirken also vielleicht langsam, aber sie wirken.

Beim Volontärsnachwuchs liegen die weiblichen Bewerberinnen schon bei über 80%, und ich kann die Freude von meinem CSU-Kollegen Thomas Kreuzer darüber nicht ganz teilen dass bei den Volo-Plätzen im BR dieses Jahr trotzdem halb-halb eingestellt wurde. Denn wenn einmal mehr Frauen als Männer ausgebildet werden, ist das ja grundsätzlich nichts Schlechtes.

Es geht uns ja nicht darum, die Medien an den Pranger zu stellen, es geht uns darum, zu zeigen, dass es anders geht und wie es anders geht und dass dadurch nichts schlechter wird.

Unser Weltfrauentag im vergangenen Jahr hier im Landtag hat sich mit dem Thema Quote auseinander gesetzt. Wenn wir jetzt wieder beginnen über die Quote in den Redaktionen zu reden, weiß ich daher nicht, ob jetzt nicht alle aufstöhnen.

Allerdings ging es damals um Frauen in Führungspositionen in der freien Wirtschaft, im big business, die Rolle der Medien hat auf unser aller Wahrnehmung der Welt aber mitnichten geringere Auswirkungen.

Nun, als wir überlegt haben, worüber wir in diesem Jahr beim Weltfrauentag sprechen wollen, da war gerade die Brüderle-Aufschrei-Debatte am Abebben. Und das, was da im letzten Jahr passiert ist, empfinde ich als ganz außerordentlich.

Jetzt liegt sie schon wieder einige Zeit zurück, diese heftige Diskussion über den allgegenwärtigen Sexismus in unserer Gesellschaft.

Das Thema bestimmte einen guten Teil des Jahres die politischen Diskussionen in der Tagespresse sowie in Magazinen und Talk-Runden aller Art.

Und sie hat in beispielloser Weise gezeigt, wie Frauen plötzlich Meinungsmacherinnen sein können – in einem neuen Medium, den sozialen Netzwerken. Die sind allerdings wie die althergebrachten Medien weithin männlich beherrscht und es herrscht dort oft ein ganz spezifisch rauer Umgangston.

Wer schon einmal eine politische Diskussion mit bestimmten Vertretern der Piratenpartei auf Twitter geführt hat die dann in heftigem Getrolle geendet ist, weiß, wovon ich spreche.

Doch was genau war da vor gut einem Jahr passiert? Die 29jährige Stern-Reporterin Laura Himmelreich hatte das bis dahin undenkbare getan: In einem Massenmedium den 67-jährigen FDP-Politiker Rainer Brüderle geoutet, der zu vorgerückter Stunde die junge Journalistin angebalzt und auf ihr Dekollete reduziert hat.

Anne Wizorek initiierte dazu auf Twitter unter dem Hashtag #aufschrei eine Debatte. Die Ausweitung der Debatten-Kampfzone auf Twitter führte zu einer kulturgeschichtlichen Zäsur.

Während in den Redaktionen der traditionellen Medien noch überlegt wurde, ob die Himmelreich-Geschichte mit einem Kommentar gewürdigt werden sollte, beschrieben Tausende von Frauen und auch einige Männer auf Twitter unter #aufschrei eigene Erfahrungen der Diskriminierung. 58.000 Tweets in den ersten beiden Wochen.

Vier Beispiele:

  1. „vorm erziehen habe ich keine angst, nur vorm kindergeburtstag wo es gleich 7 zickige mädels sind.” Vater einer 1-jährigen tochter #aufschrei
  2.  „Für mich war #aufschrei nicht nur deshalb gut, weil ich mich endlich nicht mehr so allein mit meiner Geschichte fühlte.“
  3. Die Bestätigung, dass Frauen auf der #Wiesn tatsächlich Freiwild sind, kommt mit dem Kommentar: „Dann geht halt nicht hin.“ #aufschrei
  4.  „wenn weibliche Hände den Dirigentenstab hielten, könnten sich die Musiker nicht mehr konzentrieren“ #aufschrei

So stark und heftig und oftmals lustig waren die Reaktionen, dass die Diskussion – obgleich sie sich zunächst in einem als elitäres „Nischenmedium“ wahrgenommenen sozialen Netzwerk abspielte – auch von den großen Verlagshäusern und TV-Anstalten nicht länger ignoriert werden konnte.

Das Thema wurde zum Gegenstand von Printartikeln, Fernsehnachrichten, Hörfunksendungen und Talkshows. In diesem Ausmaß ist das zuvor und seither keiner anderen Kampagne aus den sozialen Netzwerken gelungen.

Da war sie, zumindest für kurze Zeit – Die Deutungshoheit!

Dabei wurde aber auch eines deutlich: dass nämlich auch unsere Gesellschaft hinter der Fassade der Freizügigkeit und des Post-Genders durchaus ein Problem mit dem Respektieren von Grenzen hat.

Dabei ist der sogenannte „Herrenwitz“ nur ein Aspekt des Phänomens. Auch die notorische Darstellung von nackten oder nur spärlich bekleideten Frauen auf den Titelblättern der Gazetten, auf großformatigen Werbeplakaten und schrillbunten Flyern sind ein Teil des alltäglichen Sexismus in unserer Gesellschaft, an den wir uns scheinbar längst gewöhnt haben, der aber gerade die Diskussion unter jungen Frauen immer wieder aufs Neue entzündet.

Hier sollte eigentlich der Deutsche Werberat bei Beanstandungen Abhilfe leisten, der dafür als Selbstkontrollinstanz auch zuständig ist.

So wurden auch z.B. im Dezember tatsächlich einzelne Spots des Online-Discounters redcoon wegen Frauendiskriminierung gerügt.

Im Januar reagierte das Unternehmen: redcoon teilte mit, die beanstandeten Spots nicht mehr zu schalten. Leider ist eine solche Rüge aber immer noch eher die Ausnahme als die Regel.

Wie diese Woche erst die Kolumnistin Silke Burmester auf Spiegel online moniert: „“Viel zu häufig bringen immer noch halbnackte Frauen in dusseligen Posen sinnlose Botschaften an den Mann. Das ist sexistisch, könnte man meinen. Der Deutsche Werberat sieht das häufig ganz anders. Mit einem nie enden wollenden Augenzwinkern.“

Ob das daran liegt, dass hier auch zehn Männer, aber nur drei Frauen mitreden dürfen?

Überraschend finde ich auch nicht wirklich, dass sich in dem Moment, in dem Quoten und Sexismusdebatte durch den Blätterwald  wandelten, sich auch die männlichen Edelfedern und Mahner der Nation umgehend zu Wort melden.

Stichwort „Männerdämmerung“ und „Untergang des Abendlandes“, weil sich schon wieder so viele – zu viele – Frauen empören.

Unser braver alter Präsident Joachim Gauck spricht angesichts des Aufschreis hilflos vom „Tugendfuror“ – für einen ehemaligen Pfarrer eine erstaunliche Aussage. Aber ich denke, wir haben in diesem Fall tatsächlich eine Situation erreicht, in der dies nicht mehr einfach wegzudiskutieren oder wegzuretuschieren ist.

Und dann haben wir noch die Flintenweiber, seit kurzem repräsentiert von Ursula von der Leyen, wobei freilich – wie sollte es anders sein – der Ausdruck der Flintenweiber keine positive Bezeichnung für Frauen an der Waffe ist.

Das also ist der Stand: wir lesen, wir schreiben, wir berichten über Frauen, Frauengeschichten zwischen Gläserner Decke, zwischen Opferrolle, Aufstand, Triumph über die Verhältnisse und auch immer wieder auch über die Frauenquote.

Diese ist leicht auszurechnen, der Frauenanteil abzuzählen und in Prozenten auszudrücken.

Was aber ist mit dem Sexismus bzw. der Benachteiligung von Frauen, die uns nebenher begleitet, zum Beispiel in Film und Fernsehen?

Es gibt tatsächlich einen Test, der als eine Art Messmethode für die Gleichbehandlung von Frauen in Filmen verwendet werden kann, der sogenannte Bechdel-Test.

1985 von der amerikanischen Cartoonistin Alison Bechdel entwickelt, versucht der Test die Repräsentanz und auch Bedeutung von Frauen im Film zu erfassen. Drei Fragen muss ein Film zum Bestehen des Tests positiv beantworten:

  1. Kommt in dem Film mehr als eine Frau vor und haben sie einen Namen?
  2.  Sprechen die Frauen miteinander?
  3. Reden die Frauen miteinander über etwas anderes als Männer?

Es ist erstaunlich wie wenige Filme diese simplen Fragen erfüllen.

Der Test taugt aber nicht nur als Gesellschaftsspiel, wenn das Programm mal wieder besonders langweilig ist.

Die Schweden, zumindest vier ihrer Kinos, nutzen ihn als Qualitätskriterium und verleihen die Note A nur an Filme, die den Bechdel-Test bestehen Unterstützt wird dieser Vorstoß vom staatlich finanzierten schwedischen Filminstitut.

Wäre das nicht auch eine Idee für unsere Filmförderung?

Die Antwort überlasse ich Ihnen.

Alles in allem betrachtet, ist der Test zumindest sehr gut geeignet, beim nächsten Kinobesuch oder Fernsehabend einfach mal genauer hinzuschauen. Film ist Unterhaltung, aber eben auch gesellschaftsprägend.

Nun, Zahlen und Zitate werden ja immer gern genommen, auch von mir. Erst kürzlich wurde eine internationale Studie veröffentlicht zur Sportberichterstattung der Printmedien. Untersucht wurden 18.340 Artikel aus 22 Ländern.

Und diese lassen sich weltweit auf eine Formel verdichten: Männer schreiben über Männer. Denn in 80 untersuchten Tageszeitungen aus 22 Ländern waren 92 Prozent der Sportjournalisten männlich – und sie schrieben zu 88 Prozent über männliche Athleten.

Das Ergebnis ist vielleicht nicht wirklich überraschend, aber in seiner Deutlichkeit doch erstaunlich.

Wenig überraschend auch der Hauptbefund: (Herren-)Fußball hat sich als Mediensportart Nummer eins in den Printmedien durchgesetzt. Seine Dominanz ist in einigen Nationen erdrückend: In Rumänien (85 Prozent), Portugal (81 Prozent) oder dem Land der kommenden Weltmeisterschaft Brasilien (75 Prozent).

Auch zur hiesigen Situation noch eine Zahl: In Deutschland haben wir gerade mal 11% Sportjournalistinnen und hier reden wir gerade mal nicht über Führungspositionen.

Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sieht es nur unwesentlich besser aus. Natürlich haben wir mit Kathrin Müller-Hohenstein eine weibliche Gallionsfigur des öffentlich-rechtlichen Sportjournalismus, doch sie ist nach wie vor die Ausnahme.

Wer sich in den letzten Wochen ab und an die Zeit mit Olympiagucken vertrieben hat, musste ebenfalls feststellen, dass hier fast ausschließlich männliche Kommentatoren ihr mehr oder weniger fundiertes Sportwissen zum Besten gaben.

Diese Ungleichheit basiert auch auf Rollenvorstellungen, wie sie zum Beispiel Waldemar Hartmann gerne ganz offen geäußert hat: „Ich halte es grundsätzlich für schwierig, wenn ein Mann eine Frau als Vorgesetzte hat. Ich habe nämlich noch ein traditionelles Rollenverständnis.“

Und hier schließt sich auch ein Kreis zum Beginn meiner Rede, mit der Frage, was Politik beitragen kann.

Natürlich brauchen wir plakative Aktionen. 2012 haben mit der Aktion „proquote goes taz“ Medienmacherinnen und Politikerinnen z.B. gemeinsam eine taz Ausgabe gestaltet, darunter auch meine Kollegin Claudia Stamm die heute leider nicht kommen konnte.

Und damit sind wir sehr schnell wieder am Ausgangspunkt, der Diskussion um Quoten.

Natürlich brauchen wir eine Quote in den Redaktionen, das werden wir heute sicher noch bestätigt bekommen, und wir brauchen – weil es offenbar nicht anders geht – wohl auch eine Quote in den Aufsichtsgremien der Medien.

Sei es in den Rundfunk- und Medienräten oder im Deutschen Werberat. Als Grüne im Bayerischen Landtag planen wir das durch entsprechende Anträge und Gesetzesentwürfe zu untermauern.

Gleichzeitig hat das Thema Schaffung von Medienkompetenz angesichts der Aufweichung des klassischen Sender- und Empfängerprinzips eine ganz neue Bedeutung bekommen, wenn Nutzerinnen und Nutzer nun über soziale Medien selbst aktiv zu Medienmacherinnen werden. Aufklärung über Alltagssexismus und Stärkung von Frauen und Mädchen muss daher bereits in den Schulen beginnen – und gehört als selbstverständlicher Teil in die Lehrpläne integriert.

Wenn man über Medien spricht, muss in dem Zusammenhang auch das Thema „Wert der Medien“ grundsätzlicher diskutiert werden.

Wie steht es um unseren demokratischen Wert: Welchen Stellenwert hat Journalismus in unserer Gesellschaft? Ist unserem Publikum Pressefreiheit, die Bedeutung von journalistischer Kritik und Kontrolle selbstverständlich geworden, allzu selbstverständlich? Wird unabhängige Information, wird unbequeme Recherche wirklich geschätzt? Sind sie ersetzbar durch Bloggerinnen, Twitterer, Leserreporter und Facebook-Nutzerinnen?

Das sind, zugegeben, nicht ausschließlich Frauenfragen. Aber es sind eben auch Frauenfragen, wenn es darum geht wie Frauen in dieser neuen Medienwelt platziert sind.

Ich bin mir sicher: Langfristig werden wir Erfolg haben, und Frauen genauso selbstverständlich als Meinungsmacherinnen wahrnehmen wie ihre männlichen Pendants. Wir brauchen dazu nur einen langen Atem.

Also greifen wir den Kampfbegriff Flintenweiber mit Humor auf: Wir werfen die Flinte nicht ins Korn. Wir scheuen die Auseinandersetzung nicht, freuen uns auf lebhafte Diskussionen und müssen den Kerlen eben manchmal auch unbequem werden.

Das gehört dazu.

Was mir Mut macht ist, dass sich viele junge Frauen nicht länger die Butter vom Brot nehmen lassen. Bei den Preisträgerinnen der letzten mittelfränkisch Poetry-Slam-Meisterschaften sah ich neun Mädchen gegen zwei Jungs, die ihre männlichen Kollegen buchstäblich an die Wand gequatscht hatten.

Ich hoffe, dass sich dieser Elan künftig auch im professionellen Bereich auszahlt.

Denn letztendlich Ende muss es immer heißen: Gleiche Arbeit, gleicher Wert, gleiche Chancen. Das muss unser Ziel sein! Und wie wir in den Medien auch dahin kommen, auf welche Weise, das werden wir sehen. Ich freue mich heute auf eine spannende Diskussion und viele neue Perspektiven.

 

DANKE

 

 

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