DRINGLICHKEITSANTRAG
Grüne wollen klare Fakten zum Universitätsstandort Nürnberg
Am 21. Oktober wurde öffentlich bekannt, dass die Entwicklung des so genannten Schöllerareals als neuer Campus für die Erziehungswissenschaften der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Nürnberger Norden wegen der Insolvenz der Gerch-Gruppe endgültig gescheitert ist. Seitens der Staatsregierung herrschte über ein Jahr lang offiziell Funkstille zum Fortgang der Verhandlungen. Verena Osgyan, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und wissenschaftspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion, und Landtagskollege Christian Zwanziger, stellen deshalb einen Dringlichkeitsantrag, dem Ausschuss für Wissenschaft und Kunst umgehend Auskunft über die aktuellen Planungen zu geben. Rund 3.000 Studierende sind davon betroffen, dass ihr bisheriges Studiengelände in der Regensburger Straße Ende 2026 den Betrieb einstellen muss und nunmehr keine zukunftstaugliche Alternative vorhanden ist.
Im Vordergrund stehen die drängenden Fragen, welche Alternativpläne die Staatsregierung für die Unterbringung der Studierenden aus der Regensburger Straße über 2026 hinaus habe und ob und wie die Staatsregierung eine Ertüchtigung der Räumlichkeiten in der Regensburger Straße angehen wolle. Laut Presseberichten plane das Wissenschaftsministerium, die Studierenden als Interimslösung während der Sanierungsmaßnahmen nach Erlangen umzusiedeln. Wenn beide Standorte beibehalten würden, hätte dies allerdings unzumutbar lange Fahrzeiten für Studierende und Lehrende zur Folge.
Maximaler Schaden für Studierende und den Standort Nürnberg
„Es geht immerhin um die Zukunft von 3.000 Studierenden und um den Standort der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät, im Grunde um den Uni-Standort Nürnberg insgesamt. Es braucht nun dringend eine Perspektive und Lösung, um nach dem über ein Jahr währenden Abtauchen der Staatsregierung nicht noch mehr Zeit zu verlieren. Die Problematik aufgrund der Insolvenz der Gerch-Group ist ja nicht neu und hätte längst seitens der Regierung proaktiver angegangen werden müssen. Es darf nicht weiter zu Lasten der Studierenden gehen,“ so Osgyan. „Wir möchten daher auch ganz grundsätzlich wissen, welche Verhandlungen seit dem Bekanntwerden der Insolvenz der Gerch Group zwischen der Staatsregierung, der Universität, dem Insolvenzverwalter und dem Gesellschafter, der alpha-Gruppe, stattgefunden haben,“ so Osgyan weiter.
Anhand dieses Projekts zeigt sich exemplarisch, wie problematisch Public-Private-Partnership sein können, wenn zu blauäugig vorgegangen wird. Die Abgeordneten wollen daher in ihrem Antrag zu den Vorkehrungen berichtet haben, die die Staatsregierung ergriffen habe, um das Ausfallrisiko zu minimieren. Neben dem finanziellen, logistischen und baulichen Folgen, die diese Entwicklung nun nach sich zieht, ist mit Nürnberg nunmehr auch der zweitgrößte Standort für das Lehramtsstudium in Bayern akut in seinem Fortbestehen bedroht. Osgyan weiter: „Anstatt von Anfang an auf offensichtlich mehr als wackelige Bestellbaulösungen und Anmietungen zu setzen, weil es modern erscheint, hätte man auch eine Sanierung des alten Standorts in Betracht ziehen müssen. So stehen wir beim Zustand der Gebäude an der Regensburger Straße da, wo wir schon vor 15 Jahren hätten stehen können.“
Auch Christian Zwanziger sieht das so: „Schon als ich Studierendenvertreter war, war der Zustand der Gebäude an der Regensburger Straße eine Dauersorge an der FAU. Ich finde es grob fahrlässig, mit wie wenig Nachdruck die Staatsregierung sich gekümmert hat. Der Lehrer*innenmangel lässt sich nicht wegzaubern. Die Staatsregierung muss bereit sein die Lehrer*innenbildung an der FAU für die Zukunft zu rüsten. Dafür hätte sie längst in einen Neubau auf eigenem Grund oder in den sorgsamen Bestandserhalt investieren müssen.“
Hintergrund zu den Planungen
Nach einem Bericht der Nürnberger Nachrichten scheinen nach der Insolvenz der Gerch Group die Planungen für die Realisierung eines neuen Campus für die Lehramtsausbildung auf dem ehemaligen Schöller-Gelände in Nürnberg gescheitert. Gleichzeitig ist der bisherige Bau an der Regensburger Straße nur noch bis 2026 nutzbar, bisherige Maßnahmen im Bauerhalt beschränkten sich auf das Nötigste. Damit steht die Lehramtsausbildung der FAU, die 2026 umziehen sollte, nun vor einem großen Problem.