Sei dabei – CSD 2018

GRUSSWORT

Unter dem Motto „Community leben – Sei dabei!“ fand am 04. August 2018 in Nürnberg der mittlerweile 21. Christopher Street Day statt. Mit einer Rekordbeteiligung von über 6.500 Teilnehmenden war der Demoumzug und das folgende Straßenfest eine ebenso fröhliche wie nachdrückliche Aufforderung für Akzeptanz und gegen Diskriminierung. Verena Osgyan machte in ihrem Grußwort klar, dass wir nicht nachlassen dürfen uns für echte Gleichstellung politisch einzusetzen – damit alle Menschen bei uns so leben können, wie sie es gerne möchten.

Hier Verenas Grußwort im Volltext:

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Community,

ich freue mich außerordentlich, euch heute die Grüße der Grünen Landtagsfraktion und der Nürnberger Grünen  überbringen zu dürfen. Die CSD Demo war heute schon grandios, und das Straßenfest umso mehr. Die Community lebt, und dem Aufruf „sei dabei“ ist diesmal gefühlt halb Nürnberg gefolgt. Das freut mich, denn es zeigt, wie bunt, vielfältig und fröhlich unser schönes Nürnberg ist.

Und es weist alle in die Schranken die meinen mit hetzen und spalten gewinnt man Wahlen oder repräsentiert die Bevölkerung. Aber die Nürnbergerinnen und Nürnberger sind stattdessen hier und feiern, und deshalb ist für mich auch der politische Auftrag:
Mut geben statt Angst machen.

Ich danke an der Stelle ganz herzlich dem CSD-Verein und seinem neuen Vorstand unter Bastian Brauwer – ihr habt nicht nur die tolle Arbeit von Dieter Barth fortführen können, sondern ein besonders dicht gepacktes und abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Dafür ein herzliches Dankeschön! Und das gestern mit dem Dyke March schon einmal so ein tolles Zeichen für lesbische Sichtbarkeit gesetzt wurde, ist einfach grandios. Das hüpft mein feministisches Herz, denn das zeigt, wir sind alle verschieden, aber stehen zusammen.

Wir möchten das alle Menschen bei uns so leben können, wie sie es gern möchten – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung, Alter, Aussehen, und eben auch sexueller Identität. Und darum wird es auch Zeit, das es endlich auch im Grundgesetz heißt: Niemand darf wegen seiner sexuellen Identität benachteiligt werden.

Denn machen wir uns nichts vor: gerade in den letzten Jahren ist unglaublich viel erreicht worden. Aber wir haben auch gesehen, wenn wir uns weltweit, aber auch in Europa umblicken, dass das Pendel auch wieder zurückschwingen kann.

Und auch bei uns wäre es nicht ausgeschlossen, dass die Rechte von LSBTI* wieder über Sittengesetze und ähnliches eingeschränkt würden, etwa wenn neue religiöse oder fundamentalistische oder rechtspopulistische Strömungen weiter erstarken.

Das wird zwar nicht passieren – da stehen wir alle davor – aber es wäre allein als Symbol daher unglaublich wichtig dass der Gleichheitsgrundsatz im Grundgesetz jetzt entsprechend erweitert wird, wie es vier Bundesländer gerade im Bundesrat fordern.

Und hier muss ich an der Stelle an die CSU appellieren, sich hier endlich nicht weiter quer zu stellen, nachdem sie auch schon versucht hatte die Ehe für alle zu blockieren. Man muss sich das vorstellen: 40.000 Euro hat die CSU letztes Jahr für zwei Gutachten ausgegeben, die zeigen sollten dass die Ehe für Alle verfassungswidrig ist. Das war nicht nur unfassbar ignorant, der Schuss ging auch noch vollends nach hinten los denn die Gutachten ergaben das glatte Gegenteil. Das ist eine Watschn für die CSU. Sämtliche rechtlichen Zweifel waren aus der Luft gegriffen.

Und mit den 40.000 Euro hätte man eine Menge für die queere Community tun können. Über die 40.000 Euro hätte sich so mancher queere Verein gefreut, der Jugendliche im ländlichen Raum berät und aufklärt. Wer Anschluss und Beratung sucht, muss aktuell immer noch mit dem Taschengeld in die nächste größere Stadt fahren – manchmal auch heimlich, wenn die Eltern noch nichts wissen sollen. Wir Grünen setzen uns ein für niedrigschwellige Beratungsangebote und zwar auch außerhalb von München und Nürnberg, damit v.a. Jugendliche eine Anlaufstelle haben. Und dabei geht es gar nicht um große Geldsummen, sondern vor allem um den politischen Willen. Und es gäbe noch viel mehr, was wir politisch tun könnten, wenn der Wille dazu da wäre:

  • Eine Reform des Bildungsplans und Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften und Pädagog*innen
  • Eine wirksame Bekämpfung homophober Gewalt und Diskriminierung und die Benennung von „Ansprechpersonen für LSBTI“ bei der Bayerischen Polizei
  • Kurzum: Bayern braucht endlich einen landesweiten Aktionsplan gegen Homo- und Transfeindlichkeit und für Gleichstellung und die Akzeptanz sexueller Vielfalt

Dafür werden wir uns bei den anstehenden Wahlen einsetzen, und wir werden uns kompromisslos gegen den gesellschaftlichen Rollback einsetzen. Denn jetzt geht es darum Haltung zu zeigen, und Anstand. Und Anstand heißt für mich nicht, keine Haut zu zeigen, Anstand heißt, alle Menschen respektvoll zu behandeln und in ihrer Vielfalt zu akzeptieren. In diesem Sinn: Licht und Liebe und ein schönes Fest! Vielen Dank!

 

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