VOR ORT
Hans Urban, Forstpolitischer Sprecher der Grünen Landtagsfraktion, hat während seiner Bezirketour „UNSER WALD – Tour durch die grüne Lunge Bayerns“ auch einen Stopp in Mittelfranken eingelegt. Anfang August hat er zusammen mit seinen MdL-Kolleg*innen Verena Osgyan, Barbara Fuchs, Tessa Ganserer und Christian Zwanziger den knapp 600 Hektar großen Fürther Stadtwald besucht.
Bereits bei der Einführung durch Stadtförster Martin Straußberger am Waldparkplatz haben sie gemerkt, da ist viel los im Stadtwald, auch an einem Mittwochvormittag: Walker*innen, Jogger*innen, Radler*innen, Mountainbiker*innen, Hundeschulausbildung. Eine Besucherzählung hat ergeben, dass an Wochenenden etwa 4.000 Menschen pro Tag in den Stadtwald strömen. Das ist beachtlich, hat Fürth doch „nur“ knapp 130.000 Einwohner.
Den Wünschen der Bevölkerung wird durch zahlreiche Angebote Rechnung getragen. Neben Waldlehrpfad, Waldspielpatz und Trimm-Dich-Pfad gibt es auch ein Wildschwein- und ein Rotwildgehege. Mögliche Konfliktsituationen wurden rechtzeitig erkannt und entsprechend gehandelt. So stehen Reitern acht Kilometer reine Reitwege zur Verfügung und aktuell laufen Gespräche zur Entwicklung eines Mountainbike-Lenkungskonzeptes zusammen mit lokalen Vertreter*innen des Sports.
Dass die Fürther eine besondere Beziehung zu ihrem Wald haben, ist keine neue oder coronabedingt vorübergehende Erscheinung. Bereits 1957 beschloss der Fürther Stadtrat, den bis dahin reinen Wirtschaftswald zu einem Naturschutz- und Erholungsgebiet umzubauen. Verstärkt wurden Laubbäume nachgepflanzt, um das Kleinklima zu verbessern und Nadelbaum-Reinbestände mit all ihren negativen Folgen zu verhindern. Der Grundstein, es einfach anders zu machen als es der jeweilige forstwirtschaftliche Zeitgeist gerade vorgibt, wurde also früh gesetzt und dank engagierter Förster*innen waldbaulich und jagdlich auch konsequent fortgeführt.
Hier funktioniert der Waldumbau, die Naturverjüngung wächst üppig, gezäunte Flächen gibt es bis auf wenige Ausnahmen keine. Straußberger betont: „Wir schießen einfach nur das, was der Abschussplan vorgibt. Seit 20 Jahren 25 Stück jedes Jahr konstant, aber die schießen wir eben auch.“ Und so konnten wir Kiefernbestände mit üppigem Buchenunterbau bewundern, aber auch Ahorn, Eiche, Elsbeere und Esche kommen ohne Zaunschutz im Umfeld der Samenbäume auf.
Auch naturschutzfachlich hat der Stadtwald einiges zu bieten. Zahlreiche Biotopbäume sowie liegendes und stehendes Totholz bereichern die Mischbestände. Waldbau, Jagd und Naturschutz gehen hier Hand in Hand. 2009 wurde dieses Engagement mit dem Bayerischen Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung belohnt und der Ökologische Jagdverband Bayern hat im Jahr 2015 die Stadt Fürth mit dem „Wald-vor-Wild-Preis“ auszeichnete.
Warum das alles möglich ist? Dass die Stadt Fürth keinen Gewinn mit ihrem Wald erwirtschaftet, sich Naturschutz und Erholung leisten will, ist sicher etwas Besonderes. Genauso wie die Einstellung von Martin Straußberger: „Ich bewirtschafte den Wald seit 25 Jahren für die Fürther Bevölkerung so, als wäre es mein eigener. Und den will ich gesund und vielfältig erhalten.“ Und das sieht man eben auch!