VERANSTALTUNGSRÜCKBLICK
Am Donnerstag, 7. März 2025, haben sich über 100 Gästinnen und Gäste beim Grünen Frauenempfang im Cinecittà auf den Internationalen Frauentag eingestimmt. Inmitten von Popcorn, Brezen und einem Glas Wein gab es inspirierende Reden von der Grünen Landtagsabgeordneten Verena Osgyan, den Stadträtinnen Xenia Mohr und Natalie Keller und der Grünen Kreisvorsitzenden Marie Hartz, die politische Analysen mit treffendem Witz verbanden. Der Abend bot Raum für Austausch, Reflexion und gemeinsames Empowerment. Als Gastrednerin gab die Kulturhistorikerin Birgitt Glöckl, einen Überblick über Frauen im Sport, im Fußball – vor allem unter dem Gesichtspunkt der Geschlechtergerechtigkeit. Ihr Einsatz für die Rechte und die Teilhabe von Frauen an der Schnittstelle von Sport und Gesellschaft hat eine lange Historie. Sie ist seit 20 Jahren Mitglied bei „F_in“, dem Netzwerk für Frauen im Fußball und den meisten hier bestens bekannt als Leiterin der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur. Ihren mitunter humorigen Geschichten hätten alle ewig zuhören können.
Wo stehen Frauen heute – gibt es Verbesserungen?
Es wurde auch ernster, denn ein Blick auf die Sitzverteilung im Bundestag zeigt: Der Weg zur Gleichberechtigung ist noch lang. Gerade in Zeiten, in der an vielen Orten Parteien an der Macht sind, die dem Ziel der Gleichberechtigung Steine in den Weg legen, bleibt Engagement für Frauenrechte wichtiger denn je.
Verena Osgyan führt in ihrem Redebeitrag aus, dass wir alle anstrengende Zeiten hinter uns haben, vor allem die, die sich im Wahlkampf engagiert haben. Doch die ganze Welt erscheint gerade echt anstrengend. Was das Thema Gleichstellung betrifft, ist sich Osgyan manchmal gar nicht so sicher, ob wir uns gerade nicht bei „Zwei-Schritten voraus und nur einen zurück“ oder „Einen voraus, dafür aber zwei zurück“ befinden. Und nein, das war jetzt keine Pas-de-deux Anleitung, es ist eher so, dass man sich angesichts vieler Fortschritte der letzten Jahre durchaus zum Freudentanz treffen könnte. Sieht man aber die Rollen rückwärts – etwa in den USA – fragt man sich, warum hier nicht längst der Punk abgeht: Wo bleiben die Frauen in den Parlamenten – mit 32 Prozent ist der Frauenanteil im Bundestag so niedrig wie zuletzt in den 90er Jahren? Warum sehen wir immer noch so viele Bilder von Regierungen oder sich gerade bildenden, die zum großen Teil männlich besetzt sind? Viele andere Länder machen es vor wie es besser geht, acht europäische Länder haben Parité-Gesetze. Da könnte Deutschland besser sein. Dafür lohnt es sich weiter zu kämpfen.
Es braucht dringender denn je Förderung von mehr Frauenschutz
Betrachtet man die wohl dunkelste Seite: Seit Jahren steigen bundesweit die Zahlen der Partnerschaftsgewalt und häuslichen Gewalt, bei der Frauen und Mädchen den überwiegenden Anteil der Opfer ausmachen. Im letzten Moment hat der Bundestag der scheidenden Rot-Grünen Regierung noch ein Gewaltschutzgesetz auf den Weg gebracht. Ein Meilenstein. Aber da, wo der Gewaltschutz umgesetzt werden muss, in den Ländern und Kommunen, sind die Mittel dafür knapp.
Angesichts dessen fordern die Grünen im bayerischen Landtag einen längst überfälligen Ausbau der Angebote zum Schutz von Frauen vor Gewalt. Die Frauenhäuser arbeiten in Bayern am Limit. Es ist dringend notwendig, das immer wieder in den Blick rücken und deutlich mehr Mittel in Präventionsarbeit, mehr Schutzräume und Frauenhausplätze zu investieren.
Kleine Fortschritte für Frauen im Sport
Ganz andere Baustelle, wie ist es zum Beispiel beim Sport? So war am 6. März 2025 in den Nürnberger Nachrichten zu lesen:
„Vor dem Weltfrauentag betonen Sportverbände ihre Bemühungen, die Gehaltslücke zu verkleinern. Die skandinavischen Fußballer setzten sich erfolgreich für eine finanzielle Gleichberechtigung ein und sendeten so ein Zeichen gegen den geschlechterspezifischen Gehaltsunterschied. Nirgends klafft so eine millionenschwere Lücke wie im Fußball. Laut DFB-Saisonreport 2024 liegt das monatliche Grundgehalt einer Bundesligaspielerin bei etwa 4.000 Euro. Das Gehalt der Topspielerinnen beim FC Bayern München oder in Wolfsburg wird auf nicht mehr als 300.000 Euro pro Jahr geschätzt… Zum Vergleich: Bayern-Profi Harry Kane soll 20 Millionen Euro jährlich verdienen. Doch es gibt positive Beispiele. Im Biathlon erhalten Frauen und Männer das gleiche Preisgeld. Auch im Rodeln, Bob sowie beim Tischtennis, Triathlon oder in der Leichtathletik gibt es kaum finanzielle Unterschiede. Im Handball erhalten Männer und Frauen in den Nationalteams künftig das gleiche Tagegeld.“
Dran bleiben lohnt sich, auch wenn es ermüdet über Jahrzehnte immer wieder die gleichen Forderungen erheben zu müssen.
Von Menopause und Gleichstellungsgesetz
Dabei hilft, sich immer wieder auch das Erreichte anzusehen: Allein, was das Thema Frauengesundheit angeht, hat sich jüngst viel bewegt. Auch hier hat die letzte Bundesregierung endlich anerkannt, dass es frauenspezifische Gesundheitsgefahren wie die weithin unbekannte Volkskrankheit Endometriose gibt. Jetzt fließen hier endlich Gelder in die Forschung.
Man beginnt die Bedürfnisse von Frauen mit Menstruationsbeschwerden im Berufsleben ernster zu nehmen. Ganz klar, beim allseitigen Fachkräftemangel und so viel gut ausgebildeten Frauen, kann sich das die Wirtschaft auch gar nicht mehr anders leisten. Das Wort Menopause hat man früher gar nicht erst in den Mund genommen. Heute versuchen Arbeitgeber*innen bewusst darauf einzugehen, um erfahrene Frauen im Job zu unterstützen. Wir Grünen haben uns früh für diese Wahrnehmung eingesetzt.
Die Grüne Fraktion hat das Thema Frauengesundheit auch im Bayerischen Landtag gesetzt. Dass Judith Gerlach, die Bayerische Gesundheitsministerin, dies nun offensiv vertritt, ist somit auch ein überparteilicher Erfolg – und an der Stelle hat es Verena Osgyan daher auch sehr geärgert, dass die Ministerin dafür im Plenum von einer Fraktion rechts außen bewusst verhöhnt wurde, weil sie sich für angebliche Kinkerlitzchen wie eine effektive Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden einsetzte.
Gerechtigkeit für einen gemeinsamen Tanz
Auch bei der Gleichstellung geht es – wenn auch langsam – voran. Zur Novellierung des Bayerischen Gleichstellungsgesetzes haben die Grünen jüngst einen Antrag auf eine Expert*innenanhörung im Landtag eingebracht.
Was an dieser Stelle besonders wichtig ist zu betonen: Gleichstellung heißt für alle Geschlechter gerechte und gleiche Chancen. Und das ist auch eine Einladung an alle Männer, zusammen mit den Frauen und nicht allein auf die politische Tanzfläche zu gehen! Denn Gleichstellung bedeutet keinen Verlust, sondern einen Gewinn, einen Gewinn an Freiheit. Einer Wahlfreiheit, zum Beispiel die vielen Facetten des männlichen Rollenbildes annehmen zu können und nicht festgefahren zu sein, auf den Partner, der führen muss, sondern eher wie beim Tango mal kann, aber nicht muss, weil die Partnerin das ebenso gut übernehmen kann. Für diese Ausgewogenheit an Verhältnissen zu sorgen, ist also in aller Interesse!
Für den unterhaltsamen Teil des Abends mit äußerst witzigem und scharfzüngigem Humor sorgte im Anschluss dann Kathi Wolf, die alle herzhaft lachen ließ. Lachen ist das beste Rezept angesichts der vielen Aufgaben, die noch vor uns liegen, die wir gemeinsam angehen werden. An dieser Stelle geht schon einmal eine herzliche Einladung für den nächsten Frauenempfang im Jahr 2026!