Ein bedeutendes Beispiel Nürnberger Stadtgeschichte: Der Lorenzer Pfarrhof

ORTSTERMIN

Auch in diesem Jahr wieder machte die Denkmalschutztour der Grünen Abgeordneten Dr. Sabine Weigand Station in Nürnberg. Ihre MdL-Kollegin Verena Osgyan hatte einen Besichtigungstermin im Lorenzer Pfarrhof organisiert.

Der Gebäudekomplex, der direkt südlich an der Lorenzkirche angrenzt, war ursprünglich der Wohnort der Pfarrer von St. Lorenz. Zwischen 1840 und 46 erfolgte ein Neubau, entworfen von Carl Alexander Heideloff im sog. Nürnberger Stil, der im Zeitalter der Romantik sehr beliebt war. Der Zerstörung durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg entging nur der Gebäudeteil im Westen.

Die geschäftsführende Pfarrerin Claudia Voigt-Grabenstein führte aus, dass es Aufgabe der Sanierung war, den ehemaligen Grundriss wieder herzustellen, den Charakter des Gebäudes mit dem markanten Burgsandstein zu bewahren und eine zeitgemäße Nutzung zu ermöglichen. Die Neugestaltung sollte dabei in ihrer Architektur und Ästhetik hinter dem Baudenkmal zurücktreten. Das ist im Wesentlichen gelungen. Das in den Vorplatz eingebaute einstöckige Ladengeschäft wurde entfernt. Die Fassade besteht aus Sandstein, und im östlichen Gebäudeteil wurde der nach dem Krieg aus Klinkern aufgebaute Giebel erhalten. Der Innenhof ist ein kompletter Neubau. 

Im Komplex untergebracht sind nun der Eine-Welt-Laden und ein Bistro zum Lorenzer Platz hin. Im Rückgebäude befindet sich ein Saal (der auch für Veranstaltungen gemietet werden kann), das Steueramt und das Bibel-Museum. Aus Kostengründen konnte nicht alles Wünschenswerte umgesetzt werden – so wurde das Dach nicht ausgebaut, und auch auf eine stärkere Begrünung des Hofs wurde verzichtet.

Dass sich die Bauzeit über fünf Jahre erstreckt hat, war u.a. auch den begleitenden archäologischen Arbeiten geschuldet. Die interessanten Funde sind als Teil des Bibel-Museums direkt vor Ort ausgestellt, wie Museumsleiterin Astrid Seichter erklärte. Das größte Ausstellungsstück ist die Rückwand des Gebäudes, die einen Teil der vorletzten Nürnberger Stadtmauer bildete. Zudem konnten mit den Funden nachgewiesen werden, dass die Pfarrer des Mittelalters und der frühen Neuzeit bereits ein recht angenehmes Leben führten – sie stammten ja in der Regel aus vornehmen Familien und wollten auch im Amt nicht auf den gewohnten Komfort verzichten. Die vor Ort tätige Archäologin Melanie Langbein, inzwischen Stadtarchäologin, beschrieb sehr lebendig die Fundsituation und die später von ihr kuratierte Ausstellung.

Sabine Weigand war vom Ineinandergreifen der Interessen von Boden- und Baudenkmalpflege sowie der Ergänzung durch moderne Architektur begeistert. „Hier ist ein bedeutendes Beispiel Nürnberger Stadtgeschichte sichtbar geworden.“