GRUSSWORT
Unter dem Motto „Gute Liebe – Schlechte Liebe? Wir lieben doch nicht anders!“ fand am Samstag, den 02. August 2017 der mittlerweile 17. CSD in Nürnberg statt. Die schwul-lesbische Community feierte zusammen mit der gesamten Nürnberger Bevölkerung erneut ein rauschendes Straßenfest. Dass diese schöne Feier einen ernsten Hintergrund hat und wir weiterhin für die volle rechtliche Gleichstellung und gesellschaftliche Akzeptanz von Homo-, Bi-, Inter- und Transsexuellen kämpfen müssen, machte Verena Osgyan in ihrem Grußwort deutlich.
Hier ihre Rede im Volltext:
Gute Liebe – Schlechte Liebe? Ein wunderbares Motto für den Nürnberger Christopher Street Day habt ihr gewählt. Es ist eine Frage, die wir uns, die wir heute hier zusammen sind, nicht stellen brauchen. Denn wir kennen die Antwort: Liebe – als solches – ist immer gut!
Und, liebe Community, ich sage DANKE, dass ich heute euch erstmalig als Frauen- und Gleichstellungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag mit einem Grußwort beglücken darf!
Den CSD in Deutschland gibt es seit rund 35 Jahren, das heißt, er ist erwachsen geworden. Der Anlass aber war grausam, das muss man sich schon noch mal vor Augen führen. Vor 40 Jahren gab es in New York massenhaft gewalttätige Polizeirazzien in Schwulenkneipen, bis es eben zum Aufstand von Homo- und Transsexuellen in der Christopher Street kam. Dem gedenken wir heute! Als Zeichen für die Rechte von Schwulen und Lesben weltweit!
Die Rechte von Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen sind mir ein Anliegen! Allein, weil es hier um Menschenrechte geht!
Erst letzte Woche durfte ich hier in Nürnberg bei der Gründung des Bündnisses gegen Trans- und Homophobie dabei sein. Ich bin sehr froh, dass es das Bündnis gibt und hoffe, dass sich noch viel finden, die diesem beitreten.
Auf rechtlicher Basis haben wir in Deutschland schon einiges, vieles erreicht, auch wenn dies eigentlich fast immer nur auf Druck der EU passiert ist und selten genug, weil Merkel oder Seehofer die großen KämpferInnen für LSBTIs sind. Am Ziel sind wir aber noch lange nicht angelangt. Aktuell setzen wir uns stark dafür ein, dass es nun endlich eine Rehabilitierung der homosexuellen Männer gibt, die vom Paragrafen 175 betroffen waren. Bis heute noch gelten die, die nach 1945 verurteilt wurden, als Straftäter. Dieses Unrecht muss endlich ein Ende haben!
ABER: Wo es am allermeisten fehlt, ist die alltägliche Toleranz, der respektvolle Umgang miteinander!
Homophobie hat viele Facetten und Ausdrucksformen: Diskriminierung, Ausgrenzung und Benachteiligung, Beleidigung, Mobbing, Körperverletzung und Sachbeschädigung, Verschwörungstheorien, Hassparolen und Hetzartikel.
Solange „schwul“ und „Lesbe“ quer durch alle gesellschaftlichen Schichten noch immer als Schimpfwort benutzt wird, solange das Coming-Out eines homosexuellen Profifußballers einen Medienhype hervorruft, solange es hier in Nürnberg negative Reaktionen aus der Bevölkerung gibt, weil mit Kasha Jacqueline Nabagesera eine lesbische Aktivistin aus Uganda den Menschenrechts-Preis erhielt, solange müssen wir diesem Hass und dieser Intoleranz offensiv entgegentreten, bis wir die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensweisen in der ganzen Gesellschaft erreicht haben.
Schlussendlich geht es um die Einhaltung der Menschenrechte – weltweit! Und da gibt es leider noch sehr, sehr viel zu tun. Ich finde es erschütternd, dass sich in vielen Länder, wie in Russland oder in Uganda die Machthaber dazu haben hinreißen lassen, Gesetze gegen Homosexuelle zu verabschieden oder dass sogenannte „korrigierende!“ Vergewaltigungen lesbischer Frauen in Südafrika nicht geahndet werden. Schlimmer noch, dass es wieder Hetze gegen Menschen gibt, die nicht in eine vorgefertigtes Schema passen.
Homophobie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Sie zu bekämpfen, ist die Pflicht der ganzen Gesellschaft! Heute tun wir das: farbenfroh, lautstark und fröhlich.
Noch eine kleine Anekdote zum Schluss: Neulich erst habe ich einen Beitrag im Deutschlandradio über schwule Comics gehört. Da wurde lang und breit über die sexuelle Orientierung verschiedener Figuren philosophiert. Und dort war die einhellige Meinung der Fachwelt, dass der bekannteste Barde Europas, nämlich Troubadix, schwul ist. Wenn das mal nicht perfekt zur Kombination Bardentreffen – CSD passt?
Ich wünsche Euch und uns allen ein herrliches Regenbogenfest mit Tanz, Musik und vielen Gesprächen! Danke.