Austausch mit der Kreisgruppe Nürnberg des Bund Naturschutz

Foto: von links nach rechts: Klaus-Peter Murawski (Vorsitzender Bund Naturschutz (BN), Verena Osgyan (Stv. Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag), Roland Straub (2. Stellvertretender Vorsitzender, BN), Marc Schüller, (Grüne Stradtratsfraktion Nürnberg) und Oliver Schneider (Stellvertretender Vorsitzender, BN)

Umwelt- und Naturschutz haben für die Grünen oberste Priorität. Daher ist der Austausch mit dem Bund Naturschutz, bei dem Verena Osgyan bereits seit vielen Jahren Mitglied ist, stets ein ganz besonderer Anlass, denn bei vielen Themen auf kommunaler, regionaler und auch auf Bundesebene, verfolgen die Grüne und der Bund Naturschutz gleiche oder ähnliche Ziele.

Deshalb fand sich am 14. November 2024 eine größere Runde zusammen, um sich einen halben Tag Zeit zu nehmen die Anliegen, die den Bund Naturschutz derzeit in Nürnberg und Umgebung bewegen, gemeinsam zu diskutieren. Und es hätte gerne ein ganzer Tag sein dürfen, so spannend waren die Themen. Mit dabei waren vom Bund Naturschutz Klaus-Peter Murawski (Vorsitzender), Oliver Schneider (Stellvertretender Vorsitzender), Roland Straub (2. Stellvertretender Vorsitzender) und von den Grünen: Marc Schüller, Nürnberger Stadtrat, Anna Mina Morina für Sascha Müller, MdB, und Verena Osgyan für die Grünen im Bayerischen Landtag.

Bäume, Bäume und noch mehr Bäume in und für Nürnberg

Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, geht es in der Frankenmetropole vor allem um den Schutz bestehender Bäume und die Pflanzung neuer Bäume. Wobei hier ganz klar ist, dass eine Neupflanzung einen bereits bestehenden Baum nicht schnell ersetzen kann, sondern erst Jahre des Wachstums benötigt. Insofern gilt es, alte und eigentlich alle Baumbestände zu schützen. 

An diese Stelle beklagt der Bund Naturschutz, dass man immer noch viel zu regelmäßig herbe Verluste hinnehmen müsse. Baumschutz ist eine große Herausforderung, die sich aber lohnt. Gegenwärtig etwa geht es um die Anlage am Platnersberg und einen möglichen Ausbau des Pflegeheims dort. Der Park hat jedoch einen sehr alten Baumbestand – die ältesten Eichen Nürnbergs – mit einer entsprechenden Artenvielfalt. Auch diese gilt es hier zu bedenken, denn auch diese ist bei Baumfällungen bedroht. Eine Gruppe Insekten oder etwa Fledermäuse zieht nicht einfach geschlossen um in neue Bäume. 

Ein gemeinsames Ziel ist klar: In der Stadt muss man noch mehr Bewusstsein schaffen für alten Baumbestand. Denn: neue Bäume gedeihen langsam oder gar schlecht und nur mit aufwändiger Pflege. 

Standorte für Bäume und Bauten

Generell gäbe es zwar Bestrebungen der Stadt Nürnberg nach mehr Baumpflanzungen von 200 Bäumen, vor allem in der Innenstadt mit jährlichen Kosten von rund 200.000 Euro. Die Finanzen des sogenannten Masterplans Freiraum sollten aber auch vor allem für Baumpflanzungen in der Südstadt genutzt werden. Die Grünen forderten daher bereits, diese Pflanzungen eigens zu finanzieren und nicht über Projektmittel. 

Weitere Punkte auf der Tagesordnung des Austauschtreffens waren beispielsweise die Pflanzung von Bäumen am Hauptmarkt und die Suche nach geeigneten Standorten dafür. Ein weiteres Anliegen des Bund Naturschutz ist der Schutz der Bäume rund um das Neue Gymnasium und am Gelände der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät (EWF) in der Regensburger Straße. Zu deren weiterer Entwicklung stellten die Grünen bereits einen Antrag im Landtag. Anfang Dezember soll es hier mehr Klarheit geben. Die Grünen setzen sich hier sowohl um den Erhalt der Bäume wie auch die Nutzung von grauer Energie durch Erhalt der Bestandsgebäude ein. Und sie fordern umgehend eine Lösung für einen geeigneten Ersatz-Standort der EWF.

Positive Beispiele für gelungene Architektur in Nürnberg werden ebenfalls gemeinsam benannt: der Umbau im Bestand der Oberpostdirektion am Rathenauplatz und der Architekturentwurf für den Neubau in der Kongresshalle. Zur Diskussion steht das Gelände am Wöhrder See mit dem Bau für das Priesterseminar, das derzeit leer steht. Die Anlage des Wöhrder Sees mit seinen weitläufigen Wiesen am Nordufer ist ein wichtiges Naherholungsgebiet für Menschen und Rückzugsgebiet für Tiere. Hier zählt jeder Quadratmeter, auch für die so wichtige Luftschneise in Nürnberg. 

Alte Eichen und graue Straßenzüge

Der Bund Naturschutz fordert ebenfalls den Schutz von Bäumen am neuen Uni-Gelände in der Brunecker Straße in Lichtenreuth. Es geht auch hier um 14 über 100 Jahre alte Eichen. Die Planungen für die Neubauten dort laufen derzeit noch, Verena Osgyan will den Stand genau im Auge behalten. 

Ein weiteres Dauerthema ist die Begrünung der Südstadt. Gerade hier heizen sich die vielen Straßenzüge im Sommer besonders auf. Das Vorhaben auf temporäre Bäume zu setzen, ist eher erfolglos, denn Bäume gedeihen in Kübeln nicht gut. Ein echter Wunschtraum wäre eine Allee in der Wölckernstraße und damit einhergehend die Beruhigung des Verkehrs. Das ist jedoch ein großes Vorhaben, das eine umfassende Planung erfordert.

Als bedrohlich wird die anstehende Neuordnung der bayerischen Bauordnung empfunden. Unter dem Motto „Bürokratieabbau“ sollen starke Einschnitte in die Satzungsrechte der Kommunen vorgenommen werden. Das hört sich vielleicht abstrakt an. Konkret kann es aber beispielsweise in Nürnberg die Gärtenverordnung betreffen. Diese regelt etwa die Maßnahmen gegen die Neueinrichtung der sogenannten „Gärten des Grauens“. Dass eben genau Vorgärten nicht komplett versiegelt werden durch Kies oder gar Beton. Hier ziehen die Grünen und der Bund Naturschutz auf alle Fälle an einem gemeinsamen Strang und suchen nun den Kontakt zu Bürgervereinen. 

Lebensraum Sanddünen und Nutzung der Pegnitz

Ebenfalls sehr wichtig in der Stadt sind Maßnahmen gegen das weitere Fortschreiten der Flächenversiegelung und der Schutz von Biotopen. So geht es aktuell um das Pegnitztal Ost. Dieser einzigartige Naturraum mit seinen Sandflächen ist bereits ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet. Diese Flächen brauchen eine besondere Pflege. Wenn das nicht gut gemacht wird, verschlechtert sich die Qualität der Fläche. Das Gebiet ist zugleich ein Wasserschutzgebiet. Derzeit sind Maßnahmen geplant, um die Wasserqualität zu erhöhen, etwa durch das Ausbringen von Mulch. Dieser ist jedoch vor allem für die Sandflächen schädlich. Außerdem brauche es eine spezielle Mahd. Diese müsste gestaffelt sein, nicht gleichzeitig. Das bedeutet, dass immer Wiesenstreifen stehen bleiben für die Insekten. Dieser Prozess müsste aber noch verbessert werden. 

Darüber hinaus geht es um die Nutzung der Pegnitz für Kanufahrten. Die Pegnitz ist ebenfalls ein besonderer Lebensraum, für den der Bund Naturschutz einen großräumigen Schutz fordert, den auch die Grünen unterstützen. Jetzt habe man einen Kompromiss erarbeitet, der eine streng reglementierte Befahrung erlaube.

Achtspuriger Ausbau und Frankenschnellweg-Pläne

Weitere Themen in der Stadt mit regionaler Bedeutung sind der achtspurige Ausbau der Autobahn A9 am Kreuz Nürnberg Süd. Dieser ruht derzeit. Hier werden die Grünen einen aktuellen Stand zum Baufortschritt einholen. 

Beim Frankenschnellweg und dessen kreuzungsfreiem Ausbau verfolgt man nicht ganz die gleichen Ziele. Die Grünen wollen keinen Tunnel, der Bund Naturschutz setzt sich für dessen Überdachung ein, dann könne man eine Wohnbebauung machen. Die Diskussion ist respektvoll und wohlwollend, die Frage stelle sich ohnehin derzeit, inwieweit man an den ursprünglichen Bauplänen festhalten könne, da es aktuell sowohl in Nürnberg als auch im Freistaat Bayern eine zunehmend angespannte Haushaltslage gäbe. Dieses sehr polarisierende Projekt werden sicher alle besonders im Auge behalten. 

Grundsätzlich haben sich alle Beteiligten sehr über den regen Austausch gefreut und möchten diesen gerne intensivieren und verstetigen.